001 Was ist Freimaurerei?
Die Freimaurerei ist eine international verbreitete Ver-
einigung, die unter Achtung der Würde des Menschen
für Toleranz, freie Entwicklung der Persönlichkeit,
Brüderlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt.
Sie geht davon aus, daß menschliche Konflikte ohne
zerstörerische Folgen ausgetragen werden können.
Voraussetzung dafür ist die Herstellung eines
Vertrauensverhältnisses zwischen den Menschen
unterschiedlicher Überzeugungen.
Die Freimaurerei ist stark auf den einzelnen Menschen
ausgerichtet und bemüht, ihn sittlich zu vervollkommnen.
(Helmut Reinalter in "Die Freimaurer", ISBN 3-406-44733-3)
Auf diese Frage gibt es mehrere Millionen Antworten, da jeder
Freimaurer auf der Welt eine andere Definition geben kann.
Da die Freimaurerei nicht dogmatisch ist, gibt es keine
verbindliche Erklärung. Allerdings haben alle Freimaurer eine
gemeinsame Lebensanschauung, so daß die Antworten ähnlich
ausfallen werden. Eine oft gebrauchte, alte englische
Definition ist:
Was ist Freimaurerei? Daheim ist sie Güte,
im Geschäft ist sie Ehrlichkeit,
in Gesellschaft ist sie Höflichkeit,
bei der Arbeit ist sie Anständigkeit!
Für den Unglücklichen ist sie Mitleid,
für den Schwachen ist sie Hilfe,
für den Starken ist sie Vertrauen.
Dem Gesetz gegenüber ist sie Treue,
gegen das Unrecht ist sie Widerstand.
Beim Reuigen ist sie Verzeihen,
für den Glücklichen ist sie Mitfreude.
Vor Gott ist sie Ehrfurcht und Liebe.
Lessing antwortet in "Ernst und Falk"
Freimaurerei ist nichts Willkürliches,
nichts Entbehrliches, sondern etwas Notwendiges, das im
Wesen der Menschen und in der bürgerlichen Gesellschaft
gegründet ist.
Die Schweizer Großloge "Alpina," antwortet:
Der Zweck des Freimaurerbundes ist die Erziehung
seiner Mitglieder zum wahren Menschentum. Die Mittel
hierzu sind die Übung der von den mittelalterlichen Bauhütten
übernommenen symbolischen Gebräuche, die gegenseitige
Belehrung über die wichtigen Angelegenheiten der
Menschheit, die Pflege des Idealen und Anregung zu wahrer
Freundschaft und Bruderliebe. Jeder soll diese Grundsätze
außerhalb der Loge verbreiten,die Aufklärung nach Kräften
fördern und der Intoleranz entgegentreten. In der Loge werden
die Mitglieder durch gemeinsames Erleben von Symbol und
Ritual zur Selbsterziehung angeregt. Durch Eintreten für die
Würde des Menschen und Pflege der Brüderlichkeit und
durch Übung der Wohltätigkeit versuchen die Freimaurer, die
Ideale der Humanität zu verwirklichen.
In der Erzählung "Der kleine Prinz" von
Antoine de Saint Exupéry versinnbildlichen sich eine ganze
Reihe freimaurerischer Eigenschaften, beispielsweise:
Nachdenklichkeit / Idealismus / Achtung vor der Natur in Form
von Pflanzen (Rose) und Tieren (Fuchs) / Freundschaft /
Nächstenliebe / Demut vor dem unendlichen Kosmos.
In einem Satz kann man auf die Frage, was Freimaurerei ist,
antworten: Die Freimaurerei hilft mit, daß jeder Bruder ein
ausgeglichener Mensch und damit die Welt ein wenig
menschlicher wird.
002 Welche großen Ideen stehen hinter
der Freimaurerei
Die Freimaurerei ist ein Kind der Aufklärung und versucht,
dem Menschen mit Hilfe der Vernunft zum "Ausgang aus seiner
selbstverschuldeten Unmündigkeit' (Immanuel Kant) zu ver-
helfen. Die Aufklärung versucht, den Erkenntnisprozeß zu
befreien: von überkommenen Vorurteilen, Traditionen,
Konventionen, Dogmen, Institutionen usw. Die bürgerliche
Gesellschaft tritt in den Vordergrund. Die Naturwissenschaft
tritt ihren Siegeszug an. Die Unabhängigkeitserklärung der
USA und die Ideale der französischen Revolution sind von dem
Gedanken der Aufklärung bestimmt. Noch heute streben wir
nach "Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit".
Die Freimaurer haben viel zur Verbreitung der positiven Ideen
der Aufklärung beigetragen.
Aber trotz vieler sozialer und humanitärer Reformen, trat auch
die Überschätzung menschlichen Intellekts auf, die zum
Materialismus, Nihilismus, Atheismus führte.
003 Welche Ziele verfolgt die Freimaurerei?
Ich habe immer wieder hören müssen, das Ziel und der wahre
Endzweck der Freimaurerei seien Toleranz und Humanität.
Ich betrachte diese Eigenschaften als notwendiges und selbst-
verständliches Nebenprodukt eines richtig gegangenen
freimaurerischen Weges.
Das Ziel selbst ist die innere Wandlung des Menschen,
das Wiederauffinden des verlorenen Logos und das Erlebnis
der Einbettung in das schattenlose Licht.
(Ludwig von Pölnitz 1925 - 1982)
Die Freimaurerei ist eine Lebenshaltung, die zur Lebenshilfe
wird, weil sie Anspruchsdenken und Machtstreben verurteilt.
Sie fördert aber den natürlichen Kreislauf des Gebens und
Nehmens und trägt damit zur Humanisierung der
menschlichen Gemeinschaft und zur Persönlichkeitsbildung
des einzelnen Menschen bei. Siehe auch Antwort auf Frage 099!
004 Wo ist die Freimaurerei verbreitet?
Die Freimaurerei ist weltweit verbreitet. Nur wenige
diktatorische und fundamentalistische Staaten sind
ausgenommen.
Auf der Welt gibt es etwa 4 - 6 Millionen Mitglieder
(die sich Brüder nennen) in unzähligen Logen.
005 Wer kann aufgenommen werden?
Nach der ältesten Satzung der Freimaurerei in England
(James Anderson 1723), die im Prinzip heute noch gültig ist,
kann "jeder freie Mann von gutem Ruf" um Aufnahme suchen.
Unter "frei," ist dabei vor allem die innere Freiheit gemeint,
wichtige Entscheidungen für das eigene Leben selbst treffen zu
können. Außerdem natürlich frei sein von bestimmten Süchten
von Spielleidenschaft bis zur extremen Arbeitssucht.
Der "gute Ruf" braucht nicht durch ein polizeiliches Führungs-
zeugnis nachgewiesen werden, doch sollte der Kandidat eine
Vertrauensperson nennen, die über ihn Auskunft geben kann.
Gewisse Voraussetzungen sind im einzelnen in den
"Vereinsgrundlagen" genannt.
006 Wie finde ich Kontakt zu den
Freimaurern?
In vielen Städten haben die Freimaurer örtliche Logen, die in
einem Logenhaus zusammen kommen.
Auf jeden Fall vermittelt das Großmeisteramt (Sekretariat)
den Kontakt zu den nächstliegenden Logen.
Vereinigte Großlogen von Deutschland
Ermanstr. 19
12163 Berlin
Telefon: 030-8614796
Fax: 030-8621164
Internet: http://www.freimaurer.org
Siehe auch im örtlichen Telefonbuch: im Berliner sind zwei
Eintragungen unter "Freimaurerloge".
In Stadtplänen sind die Logenhäuser oft eingetragen.
007 Kann ich über das Internet Kontakt
aufnehmen?
Viele Logen unterhalten eigene Internetseiten, einfach
"Loge+Wohnort " suchen.
008 Warum schließen sich Menschen
einer Loge an?
· Weil sie über den Sinn des Lebens nachdenken wollen und
sich dabei mit anderen austauschen möchten.
· Weil sie sich in einer brüderlichen Gemeinschaft
geborgen fühlen.
· Weil sie zu anderen Menschen Vertrauen haben möchten.
· Weil sie ihr Leben verantwortungsvoll gestalten wollen und
sich dabei im Kreis Gleichgesinnter wohlfühlen. Die Loge ist
das Übungsfeld, um Verantwortung auch im Leben zu
übernehmen.
· Weil sie nicht nur Intellekt und Vernunft gelten lassen,
sondern auch mit Herz und Gemüt durch die Welt gehen.
· Weil sie Toleranz üben wollen und in der Loge hierzu
Gelegenheit haben und Anleitung dazu bekommen.
· Weil sie immer wieder dankbar für neue Anregungen sind
und wissen, daß sie stets etwas dazu lernen können.
· Weil sie glauben, ihre Persönlichkeit verbessern zu können
und weil dies in einer vertraulichen Gemeinschaft besonders
gut möglich ist.
· Weil sie bedrängten Menschen helfen wollen.
· Weil sie für ein friedliches Miteinander in der Welt
Gleichgesinnte suchen.
· Weil sie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft der
Menschheit nicht aufgeben.
· Weil sie außerhalb des Alltags nach dem Menschen in sich
selbst suchen.
009 Warum macht die Freimaurerei
keine Werbung?
Der Freimaurerbund missioniert nicht und lehnt jede plakative
Werbung ab. Er will nicht überreden oder verführen, sondern
informieren und überzeugen. Dieser Anspruch behindert zwar
die öffentliche Wahrnehmung, ein wirklich Interessierter
findet jedoch den Weg zu einer Loge.
010 Darf man sagen,
daß man Freimaurer ist?
Es ist jedem einzelnen überlassen, ob er sich öffentlich zum
Freimaurerbund bekennt. Die meisten von der Freimaurerei
überzeugten Mitglieder tun es, viele tragen ein Abzeichen, im
allgemeinen Zirkel und Winkel.
Andererseits darf keiner über die Mitgliedschaft eines anderen
Bruders berichten, wenn dieser sich nicht selbst dazu bekannt
hat, da die Privatsphäre des Bruders nicht berührt werden soll.
011 Wodurch hoffen die Freimaurer,
die erstrebten Ziele zu erreichen?
Das Wichtigste in der Loge ist die brüderliche Gemeinschaft.
Für viele ist es die tragende Säule ihres Lebens geworden.
Die enge Zusammengehörigkeit in diesem Kreise wird erreicht
durch einen besonderen Kult, der Ritual genannt wird.
Er arbeitet mit vielen Symbolen.
Die Stille der Brüder in der Tempelarbeit läßt trotz der
überlauten Geschwätzigkeit unserer Zeit die Gedanken reifen.
In der Loge findet kein Haschen nach äußerem Eindruck statt.
Selbst in der humanitären und karitativen Arbeit nach außen
entwickelt sich die Besinnung auf sich selbst.
Echte Lebensfreude kommt oft im Kreise der Brüder,
Schwestern und Familien auf. Das gemeinsame Streben nach
gleichen Zielen (003, 099), die offene Herzlichkeit gegen-
einander und das fröhliche Mitmachen in der Loge bilden die
Grundlage einer guten Gemeinschaft.
012 Was bietet mir die Loge?
Die Freimaurerloge bietet mir:
· eine brüderliche Solidargemeinschaft
· eine "Ethikschule"
· geistige Anregungen
· Entwicklung der eigenen Persönlichkeit durch
Harmonisierung zwischen Geist und Gemüt
· Ausgeglichenheit durch innere Erlebnisse zu gewinnen
· die Möglichkeit, mit den Mitmenschen offener reden zu
können und besser auszukommen
· Rückzugsraum von der Zerrissenheit des Alltags
· gehobene Geselligkeit
· karitatives, humanitäres Wirken
· das Zuhören und das Nachdenken zu üben
· Vermenschlichung unseres Umfeldes und letztlich
der ganzen Welt
· Die Freimaurerei bevorzugt stets den Tiefgang
statt der Oberflächlichkeit!
013 Hat die Freimaurerei ein
allgemeingültiges Bekenntnis?
Die Freimaurerei hat weder ein Glaubensbekenntnis,
noch ein heiliges Buch, da sie keine Religion ist.
Aber sie vereinigt Menschen miteinander, die gemeinsam
den Grundsatz haben: Im Mittelpunkt allen Bemühens steht
immer der Mensch!
014 Ist die Freimaurerei dogmatisch?
Die Freimaurerei ist ganz undogmatisch angelegt.
Sie erstrebt eine Lebenshaltung, die durch kein Gesetz und
durch keine detaillierten Regeln festgehalten wird.
Trotzdem ist derFreimaurer bestrebt, nach bestimmten
ethischen Grundsätzen zu denken, zu leben und zu handeln.
015 Welche Lehren verbreitet die
Freimaurerei?
"Was der Mensch im moralischen Sinne ist oder werden soll,
gut oder böse,
dazu muß er sich selbst machen." (Immanuel Kant)
Die Freimaurer bemühen sich, stets die "Guten", und nicht
die "Bösen" zu sein. Dabei machen sie sich, keine Illusionen
darüber, daß es in unserer materialistischen Welt oft hart
zugehen kann.
Freimaurer streben danach, daß alle Menschen friedlich
miteinander leben können. Sie sind überzeugt davon, daß sich
jeder Mensch in seinem Denken und Handeln immer noch ver-
bessern kann. Sie beherzigen als "Lehre" den Weisheitsspruch
"Erkenne dich selbst!"
Damit kann jede hoffnungsvolle Veränderung beginnen.
016 Welches Leitbild hat die Freimaurerei?
Das ist der Salomonische Tempel, das erste steinerne
Kultbauwerk, das in der Bibel erwähnt wird.
Die mittelalterlichen Steinmetzen und Dombaumeister
wählten dieses Kunstwerk als Vorbild. Und die Freimaurer
übernahmen dies symbolisch:
Sie wollen symbolisch einen Tempel der Menschheit aufrichten
bei dem die Brüder selbst die Bausteine sind. Es soll ein Tempel
der Humanität sein, der die Menschen friedlich vereint und
bei dessen Bau Herz und Gemüt gleichberechtigt neben
Verstand und Intellekt stehen. Freimaurer bemühen sich ihr
Leben lang, diesen Tempel aufzurichten. (Siehe Frage 053.)
017 Welches ist das Markenzeichen der
Freimaurerei?
Die Toleranz ist die hervorstechenste Eigenschaft,
nach der jeder Freimaurer streben soll.
Durch die Wirkung des Rituals entwickelt er sich zu einem
Menschen, der im Anderssein anderer Menschen etwas
Naturnotwendiges sieht. Gerade in der Vielfalt der
Erscheinungen und Ideen und in den unterschiedlichen
Kulturen sieht er den Reichtum des Lebens begründet.
Toleranz bildet die Basis seines Handelns, wie sie auch die
Grundlage für Freiheit und Gleichheit ist. Deshalb können
beispielsweise Schwarzafrikaner, Chinesen, Juden oder
Mohammedaner ebenfalls Freimaurer werden.
Freimaurer halten zwar die Toleranz für eine der höchsten
Tugenden, wissen jedoch, daß sie dort Grenzen hat,
wo sie zur Gleichgültigkeit gegen intolerante ausartet.
018 Von welchen Gedanken lassen sich
Freimaurer leiten?
· Sei gut zu dir selbst! Erkenne Deine Fehler und Schwächen
und versuche, sie abzustellen. Wecke alle in dir
schlummernden Anlagen und Fähigkeiten und versuche,
sie aktiv in deiner Umwelt anzuwenden. Deine soziale und
gesellschaftliche Mitarbeit wird dir die Anerkennung deiner
Mitmenschen und dir selbst Befriedigung geben.
· Habe Verständnis für deine Mitmenschen! Bring du zuerst
dein Vertrauen anderen Menschen entgegen und toleriere die
Meinung anderer. Tritt gerade dort für Ausgleich und Frieden
ein, wo sich die ideologischen Fronten verhärtet haben.
Fange hiermit im engeren Bekanntenkreis an, damit die
Menschen guten Willens immer mehr werden. Versuche die
Menschen anderer Länder erst zu verstehen, bevor du sie
gegebenenfalls verurteilst.
· Schaue demütig auf die Gesetze des Universums! Erkenne,
daß deine Lebenszeit auf dieser Erde nur ein winziger Augen-
blick im Verhältnis zu kosmischen Dimensionen ist. Prüfe
deine Alltagssorgen, ob sie dagegen nicht völlig
unbedeutend sind.
· Bemühe dich, mit den Schätzen dieser Erde und den Kräften,
die uns die Technik in die Hand gibt, sorgsam umzugehen.
· Erkenne, daß es etwas Höheres gibt, als die irdischen Gesetze
Die Freimaurer verehren es unter dem Begriff des
"Allmächtigen Baumeisters aller Welten".
(Siehe auch Antwort auf 034.)
019 Ist die Freimaurerei eine Philosophie?
Die Freimaurerei ist kein philosophisches System, sondern ein
humanitäres Verhaltensmuster für eine menschliche
Gesellschaft. Ihr Menschenbild ist verbindend, integrierend
und ausgleichend angelegt. Allenfalls kann man die
Freimaurerei als lebenspraktische Philosophie bezeichnen,
denn sie ist keine Wissenschaftliche Methode, sondern ein
Formungsversuch, ein Selbstgestaltungsversuch,
eine Lebenskunst.
020 Ist die Freimaurerei ein Ethikbund?
Die Lebenskunst der Freimaurer ist ein ethisches Konzept, um
den Menschen auf den Weg zur Selbstvervollkommnung zu
führen. Diese "Einübungsethik" kommt ohne Dogmen,
Vorschriften und Gebote aus und vermittelt durch Übung und
ständige Wiederholung in jedem bestimmte Vorstellungen von
vorbildlichen Verhaltensweisen. Hierzu bedient sich die
Freimaurerei der freimaurerischen Rituale in den sogenannten
Tempelarbeiten.
Die mitmenschliche Ethik verkörpert sich symbolisch in der
Bindung an den "Allmächtigen Baumeister aller Welten".
Diese Einstellung ist unabhängig von jedem individuellen
Glaubensbekenntnis und jeder Weltanschauung und sichert
ein Zusammenleben ohne störende Elemente. Die
Verwirklichung der freimaurerischen Werte in der Gesellschaft
geschieht in der Verantwortung jedes einzelnen.
021 Muß ich unbedingt Freimaurer werden,
um über ethische Fragen nachzudenken
und zu diskutieren?
Selbstverständlich sind Freimaurer nicht die einzigen, die sich
mit ethischen Fragen beschäftigen. Aber sie haben im Ritual,
in den Kerzengesprächen und brüderlichen Zusammenkünften
einfache und, überzeugende Methoden, sich diesen Problemen
zu nähern.
Denn es gibt heute nur wenige Vereinigungen, die auch
über Ethik sprechen.
022 Ist die Freimaurerei ein
karitatives Unternehmen?
Natürlich nicht! Heute gibt es viele große Organisationen,
die sich erfolgreich karitativ und humanitär betätigen.
Vor 200 Jahren waren die Freimaurer vielfach die einzigen, die
kostenfreie Altenheime betrieben, die Krankenhäuser für
Unbemittelte führten usw. Heute wird dort Hilfe geleistet,
wo die staatlichen Zuschüsse nicht ausreichen.
Als Beispiel sei die kleine Loge Zum Leoparden" in Luckau
genannt. Sie unterstützt laufend folgende Projekte:
Die Hans-Christian-Andersen-Schule für
Mehrfach-Behinderte (z.B. mit der Aufstellung von zwei
Fußballtoren) und das Gymnasium Luckau durch die
Unterstützung des Jugendaustausches mit Rußland und Polen.
Durch die Kontakte mit den Empfängern hat sich eine
Solidarität aller Beteiligten herausgebildet, die den Projekten
zugute kommt.
023 Bilden Freimaurer eine Elite?
In einer Loge sind Physiker, Poliere, Bankangestellte,
Raumgestalter, Bauingenieure, Ärzte, Sozialarbeiter,
Handelsvertreter, Kaufleute, Finanzbeamte, Optiker
Bundeswehrangehörige ...
Ist das eine Elite?
Obwohl sich die Freimaurer selbst nicht als Elite bezeichnen,
werden sie von manchen als solche angesehen. Dabei kann es
sich nur um eine Werte-Elite handeln, die durch ihr vorbild-
liches Verhalten im humanitären, sozialen, ethischen und
geistigen Bereich Vorbildcharakter für andere Menschen hat.
Ein Urteil darüber können lediglich Außenstehende abgeben.
Der Freimaurerbund macht ethisch-moralische Vorgaben, will
Maßstäbe setzen und wirkt darauf hin, daß die Mitglieder die
menschlichen Tugenden persönlich vorleben. Tugenden wie
Verantwortung in den entscheidenden Lebensfragen,
vorurteilsfreies Denken und Handeln, Bereitschaft zum
Selberdenken und Nachdenkenkönnen, Zivilcourage zeigen
durch eigene Meinung und selbständiges Urteil, Eintreten für
die Wahrhaftigkeit auf allen Gebieten. Wünschenswert wäre,
wenn man die Freimaurerei wieder als geistig-ethischen
Konzentrationspunkt ansehen und anerkennen würde.
024 Verkünden die Freimaurer
geheime Wahrheiten?
Freimaurer sind keine Verkünder geheimer oder mystischer
Wahrheiten. Sie spüren in der Welt und in ihrem eigenen
Dasein keine geheimen Weisheiten auf, sondern versuchen,
ihr Leben so zu gestalten, daß es sich harmonisch in den
Ablauf des Weltenlaufs einfügt. (Siehe auch 081.)
025 Lernt man in den Logen die letzten
Geheimnisse des Lebens?
Obwohl die Wissenschaft die Welt und unser Leben intensiv
durchforscht und zahlreiche Geheimnisse aufgeklärt hat,
bleibt immer noch sehr viel im Verborgenen. Aber die
Freimaurerei strebt weder an, noch hat sie eine Möglichkeit
dazu, letzte Geheimnisse des Lebens zu enträtseln.
Allenfalls strebt sie nach Klärung der Frage, wie man dauerhaft
zufrieden und ausgeglichen sein kann.
026 Ist die Freimaurerei ein Geheimbund?
In Deutschland war die Freimaurerei niemals ein Geheimbund
Schon der Initiator der ersten deutschen Großloge,
Friedrich II. (der Große), war selbst Freimaurer und
begünstigte die Bildung neuer Logen. Nur in einigen Ländern
war es mitunter notwendig, die Freimaurerei im Verborgenen
zu betreiben, da sonst der autoritäre oder absolutistische
Souverän Unterdrückungsmaßnahmen ergriffen hätte.
Die Freimaurerei ist allerdings eine "geschlossene Gesellschaft"
die Außenstehenden nicht ungehemmt Einblick in ihre
internen Angelegenheiten gewährt. Das eigentliche Geheimnis
ist das Miterleben in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter.
Dieses Erlebnis kann man kaum beschreiben,
noch weniger "verraten".
027 Was verschweigen die Freimaurer?
Die Freimaurer verschweigen die vereinbarten Erkennungs-
zeichen des Bundes und den vollen Wortlaut des Rituals.
Alles andere, wie das Gedankengut, die Geisteshaltung und die
Organisation, soll sogar möglichst weit verbreitet werden.
Was ein Bruder dem anderen Bruder mitteilt, unterliegt der
Verschwiegenheit zwischen den beiden. Vertrauen ist die
Grundlage zwischen den Brüdern und in der Logen-
gemeinschaft. In allen demokratischen Staaten ist die
Freimaurerei kein Geheimbund. In diktatorischen
Ländern und in fundamentalistischen Staaten ist sie verboten.
028 Beschäftigt sich die Freimaurer
mit Esoterik, Magie, Alchimie?
· Esoterik heißt "nach innen gerichtet". Es handelt sich speziell
um die Bräuche eines Kultverbandes, die Außenstehenden
unbekannt bleiben sollen. In diesem Sinn haftet
der Freimaurerei etwas Esoterisches an, ohne daß sie
ausschließlich auf Esoterik fixiert wäre.
· Mit Magie hatte die Freimaurerei niemals etwas zu tun.
· Die Alchimie war ein vorwissenschaftliches Untersuchungs-
feld, was gelegentlich auch in die Freimaurerei gedrungen
war. Man suchte nach dem "Stein der Weisen" oder
besser: dem "Stein der Weisheit". Er ist bis heute nicht
gefunden worden, und es wird wohl auch kommenden
Generationen nicht gelingen, ihn aufzufinden. Während die
Freimaurerei sich schnell von diesem Irrweg trennte,
schritten z.B. Rosenkreuzer darauf weiter. (Siehe 081.)
029 Sind Freimaurer bessere Menschen?
Es gibt Freimaurer, die schlechter sind als Nichtmaurer. Meist
aber sind sie besser, als sie sein würden, wenn sie keine Maurer
wären. Freimaurer verpflichten sich zu lebenslangem Lernen
und geistiger Aufgeschlossenheit gegenüber
allen neuen Gedanken.
030 Machen Freimaurer Fehler?
Selbstverständlich machen auch Freimaurer Fehler. Aber sie
bemühen sich, ihre Fehler einzusehen und dazuzulernen.
Sie sind den anderen Brüdern dankbar, wenn sie auf Fehler
aufmerksam gemacht werden.
031 Warum werden in der Freimaurerei
die preußischen Tugenden erwähnt?
Die preußischen Tugenden, die Friedrich dem Großen zu-
geschrieben werden, sind: Toleranz, Unbestechlichkeit,
Bescheidenheit, Gemeinsinn, Pflichttreue, Sparsamkeit, Fleiß.
Daß diese Festlegung bereits vor 250 Jahren von einem
preußischen König erfolgte, ist sensationell, denn andere
Herrscher dachten nicht daran, ihren Untertanen
beispielsweise mit Toleranz entgegen zu treten.
Und heute: Unbestechlichkeit in der Politik, Bescheidenheit
bei Managergehältern, mehr Gemeinsinn bei Fußballteams
der Spitzenvereine, Pflichttreue gegen zwar unliebsame aber
notwendige Regelungen des Staates, Sparsamkeit beim
Verbrauch von Energie und Rohstoffen, mehr Fleiß in einer
40-Stunden-Woche - all das sind aktuelle Wünsche, nicht nur
solche von gestern. Und sie passen in das
freimaurerische Lebensbild.
032 Ist die Freimaurerei eine Religion?
Die Freimaurerei ist weder eine Religion, noch eine Religions-
gemeinschaft. Es fehlen ih sämtliche dafür notwendigen
Merkmale:
· Der Freimaurerbund will das Hier und Heute
bewältigen helfen.
· Er tastet die unterschiedlichen Gottes- und Jenseits-
vorstellungen seiner einzelnen Brüder nicht an.
· Der Bund hat weder ein heiliges Buch, noch einen Heilsweg.
· Er kennt keine Dogmen.
· Jenseitiger Lohn oder Bestrafung sind nicht seine Sache.
· Sakramente, Gnade oder Erlösung spendet er nicht.
1740 hatte Friedrich II. auf eine Anfrage geantwortet:
"Alle Religionen sind gleich gut, wenn nur die Leute, so sie
professieren, ehrliche Leute sind. Und wenn Türken und
Heiden kämen und wollten das Land peublieren
(bewohnt machen), so wollen wir ihnen Moscheen und Kirchen
bauen. Ein jeder kann bei mir glauben, was er will, wenn er nur
ehrlich ist."
Die Freimaurerei schreibt keine Religion vor und schließt keine
aus. Sie versucht, den Dialog der Religionen zu fördern und
hinterfragt Vorurteile. Man kann den Freimaurerbund
vielleicht als eine ethische Glaubensgemeinschaft bezeichnen.
033 Ist die Freimaurerei eine Sekte?
Der Freimaurerbund ist keinesfalls eine Sekte (die eigentlich
eine Abspaltung von einer Großkirche ist), denn:
· Er hat kein gottähnliches Oberhaupt (Guru).
· Es gibt keinen Bruder mit dogmatisch-diktatorischer Weisungsbefugnis, denn die
Organisation der Freimaurer ist demokratisch aufgebaut.
· Sekten üben oft großen psychischen Druck auf ihre
Mitglieder aus. Der Freimaurerbund fördert dagegen die individuelle persönliche Entwicklung seiner Brüder.
· Sekten beziehen sich meist auf eine Verkündigung oder Weissagung, während die Freimaurer keine
"heiligen Ursprünge" haben.
· Das Lehrgebäude der Freimaurer ist auf eine Ver-
vollkommnung ihrer Brüder im Diesseits gerichtet und
orientiert sich nicht an transzendenten Zielen.
· Der Freimaurerbund behauptet nicht, im Besitz der reinen Wahrheit zu sein oder die Welträtsel entschlüsseln zu können.
· Manche Sekten streben durch teuere Unterlagen, Kurse oder Vorträge kommerzielle Ziele an, während der Freimaurerbund
reine Geschäftemacher aus seinen Reihen ausschließt.
034 Glauben Freimaurer an Gott?
Der Freimaurerbund ist eine Gemeinschaft, die sich auf den Menschen bezieht und über seinen Tod hinausweist. Daher
kommt er ohne einen transzendenten Bezug nicht aus. Es
stellen sich die Fragen: Warum bin ich hier?
Wo komme ich her? Wo gehe ich hin?
Im Weltenbau, in allem Lebendigen und im sittlichen
Bewußtsein des Menschen erkennt der Freimaurer ein
göttliches Wirken voll Weisheit, Schönheit und Stärke, das er
im Symbol des "Allmächtigen Baumeisters aller Welten" verehrt
Dieses Symbol kann jeder einzelne Bruder mit seiner
individuellen Religion oder Denkweise erfüllen, denn sein
Glaube wird in keiner Weise angetastet. Er kann es Gott
nennen oder das große Licht oder die unendliche Liebe
oder die allumfassende Schöpferkraft, die große Erkenntnis
oder das allumfassende Universum. Selbst ein philosophisches Prinzip der höchsten Weltordnung kann unter diesem Symbol begriffen werden.
Das ideale Ziel bleibt für den Freimaurer im irdischen Bereich unerreichbar, wenn er ihm auch schrittweise näher zu kommen versucht, indem er an seiner eigenen Vervollkommnung
arbeitet. Die Annahme eines höchsten Wirkens bildet die Voraussetzung für das ethische Handeln des Freimaurers.
Durch ein solches, im einzelnen nicht festgelegtes Wertesystem
schafft sich der Maurer eine gewisse Weltordnung, indem er
die Mannigfaltigkeit aller Vorgänge zu einem von Weisheit
geleiteten allumfassenden Rahmen verbindet.
Die Anerkennung einer Transzendenz rechtfertigt aber nicht
nur moralische und ethische Wertmaßstäbe, sondern verleiht
dem menschlichen Dasein einen tiefen Sinn.
035 Können Atheisten aufgenommen
werden?
Wenn jemand keiner Kirche oder Religionsgemeinschaft
angehört, ist er noch lange kein Atheist und kann aufge-
nommen werden. Wirkliche Atheisten gibt es nur ganz wenige.
Ein Atheist leugnet grundsätzlich jede Möglichkeit einer
Bindung an ein höheres Wesen oder ein übergeordnetes
Prinzip. Der Atheist ist ein Gottesleugner, der sich für diese Anschauung jederzeit einsetzt. Ein solcher Atheist ist daher
von einer Aufnahme in den Freimaurerbund ausgeschlossen.
Schon die erste englische Satzung, die "Alten Pflichten" von 1723, schließt die Aufnahme eines "engstirnigen Gottesleugners"
und "bindungslosen Freigeistes" aus.
Daran hat sich bis heute nichts geändert.
036 Ist die Freimaurerei christlich
ausgerichtet?
Die Freimaurerei ist zwar in den christlichen Ländern Europas entstanden und baut auf Anschauungen auf, die das
Christentum zur Grundlage haben (z.B. Bibel, 10 Gebote,
Bergpredigt), ist aber von der rein christlichen Richtung zu
einer allgemein-humanitären Anschauung gekommen.
Nur eine der fünf Großlogen in Deutschland, die
"Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland" (GLLvD), erwartet eine christliche Grundhaltung mit einem
Bekenntnis zu Jesus Christus, der als ihr Obermeister
bezeichnet wird. Alle anderen Großlogen überlassen es ihren Brüdern, sich einer beliebigen Religionsgemeinschaft oder
auch keiner anzuschließen.
037 Können Muslime, Juden, Buddhisten, Andersgläubige aufgenommen werden?
Ja, ohne Einschränkungen. Schon Friedrich der Große betonte:
In meinem Staate kann jeder nach seiner Fasson selig werden.
038 Kann ein Pfarrer Mitglied werden?
Natürlich kann ein Pfarrer Mitglied einer Loge werden, doch
den katholischen Priestern ist es von ihrer Kirche untersagt.
Eine Reihe evangelischer Pfarrer sind aktive Freimaurer.
039 Kann ein Katholik Freimaurer werden?
Ja. Es gibt zahlreiche katholische Mitglieder. Einige haben
sogar bei ihrem zuständigen Bischof eine Erlaubnis dafür
eingeholt und bekommen. Die katholische Kirche sieht es zwar
nicht gern, erwirkt aber keine Gegenmaßnahmen.
040 Welche Rolle spielt die Bibel
in der Loge?
Da es in der Freimaurerei kein verehrungswürdiges Buch gibt,
das eine zentrale Lehrbotschaft verkündet, wird in allen
deutschen Logen (und den meisten Logen in der Welt) die Bibel
auf den Meistertisch gelegt. Dabei ist die Bibel kein
Religionsbuch, sondern steht als Symbol für die ethischen Grundlagen des Abendlandes. Wird ein Muslim aufgenommen,
kann der Koran daneben gelegt werden. In der Türkei werden
drei Bücher aufgelegt: für die Christen, die Juden und
die Muslime.
041 Muß ich dasselbe wie alle anderen
Freimaurer glauben?
Damit keiner der Brüder wegen seiner Religionszugehörigkeit
bedrängt werden kann, ist in den freimaurerischen Satzungen
festgelegt, daß in der Loge keine konfessionellen Streit-
gespräche geführt werden dürfen. Jeder einzelne Bruder kann
also dem Glauben anhängen, den er liebt. Der Glaube wird
nicht kontrolliert. In der Loge sollte keiner eine bestimmte
Glaubensrichtung loben, noch schmähen.
Der individuelle Glauben bleibt völlig unangetastet und wird
nicht in Frage gestellt.
Freimaurer glauben an die Kraft der Gemeinschaft und an ein
friedliches Miteinander der Völker und Kulturen.
042 Beschäftigen sich Freimaurer
mit dem Tod?
Der Tod ist Teil unseres Lebens. Deshalb versucht die
Freimaurerei ihn mittels Gefühl und Verstand zu integrieren.
Schon bei der Aufnahme wird durch ein Symbol der
Vergänglichkeit darauf hingewiesen, daß wir sterben müssen.
Im Laufe des freimaurerischen Lebens tauchen immer wieder Zeichen der Vergänglichkeit auf, um den Bruder darauf hinzuweisen, daß er nur Gast auf der Erde ist.
Wenn ein Bruder stirbt, wird in einer Trauerloge seiner
gedacht. Wir wissen, daß der Allmächtige Baumeister aller
Welten ihn "zu höherer Arbeit" in den "Ewigen Osten"
gerufen hat. Über konkrete Jenseitsvorstellungen sagt die Freimaurerei nichts, sondern überläßt auch diese jedem
einzelnen Bruder. Aber die Freimaurer fürchten den Tod nicht.
043 Welches ist der Kern der Freimaurerei?
Das Wesentliche bei allen Freimaurerlogen auf der ganzen
Welt ist ihr Ritual. Dies ist nicht nur die Grundlage der
Freimaurerei, sondern auch die wesentliche Unterscheidung
gegenüber allen anderen nichtkirchlichen Gemeinschaften, Verbänden, Bünden, Vereinigungen usw. Die rituellen Arbeiten
und die darin verwendeten Symbole stellen die gemeinsame
Basis aller Freimaurer der Erde dar. Sie dienen als jedermann verbindliches Bindeglied auch dort, wo Menschen ver-
schiedener Sprachen zusammenkommen.
Was ist ein Ritual? Es ist der feierliche Ablauf des Geschehens
im Tempel (Tempelarbeit) und vermittelt die freimaurerische
Lehre in besonderer zeremonieller Form, vor allem in
Symbolenund symbolischen Handlungen sowie in Wechselgesprächen zwischen dem Meister vom Stuhl und den beiden Aufsehern. Das Ritual enthält Erkenntnisse und
Erfahrungen der Menschheitsgeschichte, die zeitlos sind und
durch diese gebundene Form der Nachwelt weitergegeben
werden. Dabei wird nicht nur auf das Brauchtum der
Bauhütten-Bruderschaften des Mittelalters zurückgegriffen,
sondern auch auf die Weisheiten der Mysterienbünde des
Altertums. Diese versuchten bereits vor 3000 Jahren, die unbewußten Bereiche des Menschen durch ein emotionales
Erlebnis aufzuschließen.
044 Warum nennen Freimaurer ihren
Versammlungsraum einen Tempel?
Der Tempel ist ein Ort der Einkehr, der Kontemplation,
der Andacht. Die Bezeichnung "Tempel" geht zurück auf den Salomonischen Tempel, dem ersten großen, steinernen
Bauwerk, das in der Bibel genannt wird. Ihn haben die
Steinmetzen des Mittelalters, später die Freimaurer zum
Vorbild genommen. Sie betrachten den Tempel als Baustelle.
Auf ihr soll sich einmal der Tempel der Humanität symbolisch erheben.
045 Wie ist der Freimaurer-Tempel
aufgebaut?
Als Tempel kann im Grunde jeder geeignete Raum genutzt
werden. In der Anfangszeit der Freimaurerei tagten die Brüder
in Gaststätten und nutzten einen ungestörten Raum als Tempel
Wo die Möglichkeit besteht, ist der Tempel ein festlicher,
meist in Blau gehaltener Raum mit verhängten Fenstern,
um die Abgeschlossenheit gegenüber der Außenwelt zu
betonen. Seine Achse wird immer von Ost nach West
angenommen, selbst wenn die tatsächliche Orientierung
anders ist. Im Osten sitzt der Meister vom Stuhl,
im Westen die Aufseher. Im Norden und Süden nehmen die
Brüder Platz. In der Mitte des Tempels liegt ein Ritualteppich
mit Symbolen. Er ist von den drei Säulen umgeben, welche
Weisheit, Schönheit und Stärke symbolisieren.
Nur bei bestimmten Gelegenheiten (z. B. Rosenfest, Weihnachtsfeier) werden Schwestern (die
Lebensgefährtinnen der Brüder) und Gäste zu einem
besonderen Zeremoniell in den Tempel eingeladen.
046 Was kann man sich unter einer
freimaurerischen Arbeit vorstellen?
Eine freimaurerische Arbeit ist der Ablauf des Rituals im
Tempel. Zu einem guten Teil ist das Ritual im Wortlaut genau festgelegt und geht überwiegend auf Texte zurück, die vor 200
Jahren in gleicher Weise vorgetragen wurden. An zentraler
Stelle steht ein Vortrag, den der Redner oder ein anderer
Bruder über freimaurerische Themen hält.
Besondere Arbeiten sind die Aufnahme eines neuen Bruders,
die Beförderung zum Gesellen oder Meister. Jedes Jahr wird
das Stiftungsfest (Geburtstag der Loge) und das Johannisfest
(24. Juni, Ende des Maurerjahres) gefeiert.
Der Ritual-Text ist bei den einzelnen Großlogen etwas unterschiedlich, im Ablauf aber überall sehr ähnlich.
(in Deutschland siehe 063.)
047 Was soll ein Ritual bewirken?
Im Ritual wird der Bruder aus dem Alltagsgeschehen
herausgehoben und "ordnet sich bewußt in die Gesetz-
mäßigkeit des großen kosmischen Geschehens ein. Er soll
durch diese lebendige Beziehung zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos lernen, sein Leben in zunehmendem
Maße aus einem Übergeordneten Bewußtsein zu gestalten." (Hjalmar Vollkammer)
Diese Rückbesinnung ist ein Weg zur Wiederherstellung des menschlichen Gleichgewichts, das im täglichen Streß und
Trott verloren zu gehen droht. Hierdurch schöpft der Bruder
neue Kraft, die er nach Rückkehr in den Alltag unbedingt
braucht. Man könnte das Ritual auch als eine Art
Meditationsübung bezeichnen. Die Wirkung ist abhängig
von der Tiefe der Aufgeschlossenheit jedes einzelnen.
048 Weshalb tragen Freimaurer bei
Arbeiten besondere Kleidung?
Die Bekleidung der Freimaurer leitet sich von der Berufs-
kleidung der Steinmetzen und Maurer ab. Sie wird nur bei der
Tempelarbeit getragen. Alle Brüder sind gleichförmig im
schwarzen (oder dunklen) Anzug und mit weißem Hemd
gekleidet, um ihre Gleichheit zu betonen. Alle tragen einen
Schurz, der bei den Steinmetzen früher aus Leder war, um
beim Behauen der Steine die Splitter aufzufangen.
Dann Handschuhe, früher als Arbeitsschutz, heute weiß als
Zeichen der Reinheit unserer Arbeit und Gesinnung.
Schließlich das Logenabzeichen, um erkennen zu können,
aus welcher Bauhütte (Loge) der Bruder kommt.
049 Warum tragen bestimmte Logen
einen Zylinder?
Der Zylinder oder "Hohe Hut" gilt bei Freimaurern als Zeichen
des freien Mannes. Er wird in einigen Logen und in der
Großloge "Zu den drei Weltkugeln" getragen. Er wird lediglich
abgenommen bei einem Gebet in Ehrfurcht vor dem
Allmächtigen Baumeister aller Welten.
050 Hebt sich die freimaurerische Arbeit
vom Alltag ab?
In der freimaurerischen Arbeit lassen die Brüder den Alltag
möglichst weit hinter sich, um sich in Kontemplation, fast
schon in Meditation einzustimmen. Bereits die altertümliche
Sprache des Rituals nimmt die Brüder aus dem Alltag heraus.
Die einheitliche Kleidung, die Aufhebung der profanen Zeitrechnung, die besondere Orientierung des Tempels nach
den Himmelsrichtungen, die Dunkelheit und der Kerzenschein
hebt die Brüder aus dem Geschehen des Alltäglichen heraus.
Durch den Ablauf des Rituals werden die Brüder in eine
"andere Welt" versetzt, in ihrem Innern angerührt und
schöpfen neue Kraft, die ihnen im Alltag weiter hilft.
051 Ist das Ritual eine heilige Schrift?
Das wortgetreue, einzige Ritual gibt es nicht. Im Laufe der Zeit haben sich je nach Loge oder Großloge oder nach Land.
Etwas unterschiedliche Rituale herausgebildet. Immer aber
greift man auf möglichst alte Texte zurück. Die ältesten Texte
stammen von der englischen Großloge, die sich 1717 in London
bildete. Natürlich haben sich durch Übersetzungen, durch
philosophisch oder anderweitig orientierte Bearbeiter im Laufe
der Jahrhunderte mehrere Varianten gebildet.
Deshalb gibt es kein für alle verbindliches Ritual, keine "heilige Schrift". Allerdings pflegt jede Großloge für ihre Tochterlogen
jeweils verbindliche Texte herauszugeben. Aber: trotz
unterschiedlicher Variationen, ist Ablauf, Inhalt und Sinn
praktisch überall gleich und ermöglicht die Teilnahme auch in
anderssprachigen Ländern.
052 Wozu braucht der Freimaurer
Symbole?
Kein Mensch kann ohne Symbole leben. Er braucht sie, um
seine Welt zu ordnen und die Erfahrungen seines Lebens
auszudrücken. "Ich halte die Sprache der Symbole für die
einzige Sprache, die jeder lernen sollte." (Erich Fromm)
Die Symbole sind die Grundlage der Freimaurerei und das
wichtigste Ausdrucksmittel im Ritual. Symbole sind für den
Freimaurer Werkzeuge zur praktischen Lebenshilfe und
Brücke zum Irrationalen. Universelle Symbole sind
unerschöpflich und werden immer wieder neu interpretiert.
Dieselben oder sehr ähnliche Symbole verbinden die
Freimaurer in allen Ländern der Erde.
053 Was bedeutet:
"Arbeit am rauhen Stein"?
Die Freimaurer sind dabei, symbolisch den Tempel der
Menschheit, den Tempel der Humanität zu bauen.
Dabei stellen sie sich vor, daß die Bausteine hierzu sie selbst
sind, also die Brüder. Im Steinbruch sind die Steine noch roh
und unbehauen. Um in das Bauwerk zu passen, müssen sie bearbeitet und geformt werden. Wer in den Freimaurerbund
aufgenommen wird, ist zunächst ein rauher Stein. Erst bei der
"Arbeit am rauhen Stein" kann man allmählich erkennen, wozu
der einzelne Stein gebraucht werden kann. Die besonders
festen sind für das Fundament bestimmt, die weichen Sand-
steine lassen sich gut für Verzierungen oder Figuren bearbeiten
Darum ruft man dem Freimaurerlehrling zu:
"Erkenne dich selbst!"
Die Arbeit am rauhen Stein ist das Erkennen der eigenen
Möglichkeiten und das Beginnen, am eigenen Stein
die störenden Unebenheiten und Ecken abzuschlagen, damit
sich der Baustein in den Tempelbau einfügen läßt. Der Einfluß
der brüderlichen Gemeinschaft in der Loge ist dabei un-
erläßlich. So kann jeder rauhe Stein einmal zu einem gut
behauenen Werkstück werden. Diese wichtige Arbeit findet
kein Ende. Die Form des idealen Kubus erreichen wir auf
unserer irdischen Lebensbahn niemals ganz. Deshalb reißt die
Arbeit am rauhen Stein nie ab.
054 Welche Symbole gelten als
typisch freimaurerisch?
Wenn man Symbole sucht, die in der heutigen Zeit die
Freimaurer kennzeichnen, kann man nur "Zirkel und Winkel"
nehmen. Es sind zwei Werksymbole aus den mittelalterlichen
Bauhütten, die (ineinander verschränkt) gemeinsam auftreten.
Als Anstecknadel werden sie auch im profanen Leben von vielen
Freimaurern getragen.
Der Zirkel steht für den Geist und der Winkel für die Materie,
wie der Kreis das Göttliche und das Rechteck das Irdische
bezeichnet. Diese beiden Pole bilden das Weltganze. Der Zirkel
ordnet Einstellung und Gefühle des Bruders zu den Menschen
seines Umfeldes. Man schlägt mit dem Zirkel einen Kreis.
Der junge Bruder kommt in einen völlig neuen Kreis. Es ist ihm
vorbehalten, diesen nicht zu klein (Abkapselung) und nicht zu
groß (Oberflächlichkeit) zu wählen. Wie der Zirkel ein Mittel
ist, um einen Kreis zu beschreiben, so ist die Loge ein Mittel,
um zu den Idealen der Freimaurerei zu gelangen.
Das Winkelmaß mit seinen Schenkeln Recht und Pflicht mahnt
jeden Bruder, immer das Rechte, Richtige zu tun. Jeder
Schenkel ist ein Lineal der Geradlinigkeit, an die wir bei
unseren Handlungen immer wieder erinnert werden sollen.
055 Was bedeutet der Salomonische Tempel
für die Freimaurer?
Das erste große steinerne Kultbauwerk in der Bibel ist der Salomonische Tempel. Er galt viele Jahrhunderte als Meister-
werk der Baukunst. Deshalb wurde er von den Steinmetzen der
Dombauhütten zum sinnbildlichen Vorbild gewählt. Die sich
daraus entwickelnden Freimaurer, die nur noch geistige
Bauleute ("spekulative Maurer") waren, übernahmen ihn
und setzten ihn dem zu bauenden Tempel der Humanität
gleich. Deshalb findet sich auf vielen Symbolteppichen der Salomonische Tempel oder nur die 7 Stufen, die zu ihm führen
und ihn andeuten.
056 Was bedeutet das Hexagramm?
Der "Flammende Stern" ist für die Freimaurer das Symbol des Transzendenten, des Numinosen. Es ist ein geistiges Licht, das
dem Maurer auch in der tiefsten Finsternis seinen Weg erhellt.
Meist ist es ein Hexagramm, das aus zwei ineinander
verflochtenen Dreiecken dargestellt wird. Zwischen den
Spitzen brechen Strahlen oder Flammen heraus.
Das Hexagramm war bereits in vielen alten Kulturen bekannt.
Für die Griechen stand das mit der Spitze nach unten weisende
Dreieck für Wasser oder irdische Materie und das aufwärts
gerichtete Dreieck für Feuer, für Geist und alles Immaterielle.
Die Verbindung dieser Gegensätze als Hexagramm war das
Zeichen des Götterboten Hermes, der als Seelenführer
zwischen dem Lichtreich der Götter und dem Dunkelreich
der Unterwelt vermittelte. In anderen Kulturen drückt das
Hexagramm die Überwindung der Dualität und damit die
Harmonie im Weltall und im menschlichen Handeln aus.
Daß Hitler dieses Zeichen zum unseligen "Judenstern"
umfunktionierte, ist tragisch, kann die ursprüngliche
Bedeutung aber nicht aufheben.
(Anmerkung: Ein Hexagramm als Symbol für den
"Flammenden Stern" findet sich nur in der Lehrart der Großen
National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln". In anderen
freimaurerischen Lehrarten übernimmt an dieser Stelle das Pentagramm diese Funktion.)
057 Muß der Freimaurer einen
fürchterlichen Eid schwören?
Bei der Aufnahme gibt der Kandidat eine Verpflichtungs-
erklärung (Gelöbnis) ab. Vor 250 Jahren mußte er stattdessen
einen Eid leisten, der grausame Strafandrohungen enthielt.
Da für die Freimaurer viele Vorgänge nur symbolisch ablaufen,
waren damals die Todesdrohungen ebenfalls symbolisch und
nicht wörtlich zu verstehen. Die Gegner der Freimaurerei
haben diese Eide, die man heute noch nachlesen kann,
zum Anlaß genommen, den Freimaurern viele Morde
zuzuschieben. Natürlich konnten sie keinen einzigen Fall
konkret belegen, da es diese Morde nicht gab.
058 Welche politische Richtung
hat die Freimaurerei?
Der Freimaurerbund enthält sich in fast allen Ländern jeder parteipolitischen Tätigkeit und Stellungnahme. In den
Satzungen ist festgelegt, daß es in der Loge keine partei-
politischen Streitgespräche geben darf. Es gibt im Bund
Mitglieder aller Parteien. Keiner darf aber für seine partei-
politische Richtung werben oder sie in der Loge öffentlich herausstellen.
059 Dürfen sich Freimaurer in
die Politik einmischen?
Jeder Bruder ist als Bürger ein freier Mensch in seinen
politischen Entscheidungen. Deshalb darf und sollte er sich als
Staatsbürger gegebenenfalls aktiv für jede demokratische
Partei betätigen, natürlich auch öffentlich. Niemals darf er
aber als Repräsentant einer Loge oder der Freimaurerei zu
aktuellen politischen Tagesfragen Stellung beziehen. Er dar
auch keine parteipolltischen Auseinandersetzungen in die Loge
tragen. Selbstverständlich bleiben von der parteipolitischen Einschränkung allgemeine politische Themen unberührt.
So kann über Bevölkerungspolitik, Menschenrechte, Flüchtlingsfragen und andere soziale, humanitäre, karitative Probleme nicht nur gesprochen werden, sondern es können
hierzu durchaus auch Politiker zu Vorträgen eingeladen
werden, wenn sich diese nicht als Parteiredner verstehen.
060 Kann ein Parteipolitiker einen
Vortrag in der Loge halten?
Jeder Parteipolitiker darf über allgemein menschliche, soziale, kulturelle, karitative oder ähnliche Probleme sprechen. Die
Loge darf es allerdings nicht zulassen, daß der Vortragende
ausschließlich über seine spezielle parteipolitische Richtung referiert.
061 Erstrebt die Freimaurerei eine
Weltregierung durch
Weltverschwörung?
Friedrich Wichtl gab am Ende des 1. Weltkriegs die Hetzschrift
"Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik," gegen alles
Freimaurerische heraus. Darin erklärt er den Aufbau der
Freimaurerei als eine straffe Weltorganisation, bei der die
normalen Logen und Großlogen sozusagen das Fußvolk
darstellen, das von der "Hochgradmaurerei" gelenkt würden.
Der AASR hat 33 Stufen, die auf der 1-USDollar-Note durch
eine 33-stufige Pyramide abgebildet seien. (Daß dort nur 13,
die Gründerstaaten der USA symbolisierende Stufen
abgebildet sind, ignoriert Wichtl in seinem Eifer.) Rothschid
führe in Europa und Rockefeller in USA die Freimaurerei an.
Diese höchsten Repräsentanten von Gelddynastien stünden als
unbekannte Obere in direkten Kontakt mit dem "Gott Luzifer"
der durch das "Gottesauge" an der Spitze der Pyramide auf
dem 1-Dollar-Schein dargestellt würde. Diese negative
luziferische Weltmacht sei mächtiger als alle Regierungen und
die Päpste. Diese Machtkonstruktion sei die unumschränkte
geheime Weltregierung. Bis heute wird dies in immer wieder
neuen Büchern verbreitet, mit dem aktuellen Zusatz, daß auch
die UN unter dem Diktat der Hochgradmaurer stehe.
Tatsächlich ist - international gesehen - die Freimaurerei eine
politisch wenig bedeutende, lose zusammenhängende
Organisation. Die sogenannten Hochgradsysteme haben mit
ihren wenigen Mitgliedern keinen Einfluß auf die allgemeine
Freimaurerei mit ihren Stufen
Lehrling - Geselle - Meister.
Es gibt keine durchorganisierte Weltfreimaurerei, sondern nur
eine sich über die ganze Erde erstreckende Weltbruderkette,
die als einziges Ziel hat, Brücken von Bruder zu Bruder und
von Land zu Land zu schlagen. Geheime Machtstrukturen
verbergen sich nicht dahinter, denn diese würden den Zielen
der Freimaurerei widersprechen (siehe 099).
062 Ist die Freimaurerei staatsfeindlich?
Die Freimaurerei steht jedem demokratischen Staat loyal
gegenüber. In der Hitlerzeit wurde die Freimaurerei "selbstverständlich" verboten, weil sie den Staatszielen
entgegenlief. Rassengesetze, politischer Größenwahn und ungehemmte Aufrüstung zur Bedrohung anderer Länder und
Völker waren mit den Zielen der Freimaurerei nicht in Einklang
zu bringen. (Siehe Antwort auf Frage 089.)
Ein demokratisches Staatssystem wird - selbst bei berechtigte
Kritik bezüglich mancher Reform - immer von der
Freimaurerei akzeptiert. Zum Ausdruck kommt dies u. a. bei
Feierlichkeiten mit dem Toast auf das Vaterland. Dies ist nicht
nationalistisch zu interpretieren, zumal in vielen Logen Brüder
anderer Länder vertreten sind.
063 Wie ist die deutsche Freimaurerei
heute aufgebaut?
In Deutschland bestehen fünf Großlogen:
1. Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (GL A.F.u.A.M.v.D.)
2. Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland
(GLL FvD)
3. Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln"
(GNML 3WK)
4. American Canadian Grand Lodge (ACGL)
5. Grand Lodge of British Freemasons in Germany (GL BFG)
Diese sind unter dem Dach der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) zusammengefaßt, die alle Freimaurer in
Deutschland nach außen vertritt und sämtliche über-
geordneten Belange wahrnimmt. Sie darf aber nicht in Dinge
der Lehrart, des Rituals, des Brauchtums und der inneren
Ordnung einer der Mitgliedsgroßlogen eingreifen und
entscheiden.
Die Loge ist die kleinste Organisationseinheit der Freimaurerei
Alle 2 Jahre (3WK) wird der Meister vom Stuhl in geheimer
Wahl von den Mitgliedern gewählt. Er darf zweimal
wiedergewählt werden. Die anderen Beamten
(Aufseher, Ordner, Schriftführer, Redner, Schatzmeister,
Armenpfleger usw.) werden ebenfalls durch Wahl bestimmt.
Jede Loge gehört einer Großloge an. Diese wacht über das
Brauchtum und das Ritual. Der Meister vom Stuhl (bei
größeren Logen weitere Delegierte) sind stimmberechtigte
Mitglieder der Großlogenversammlung (3WK), die einmal
jährlich über alles Wesentliche berät, abstimmt und beschließt.
Aus den Großlogen werden die Funktionsträger der VGLvD
gewählt. Die Vereinigten Großlogen von Deutschland sind
vollständig autark. Sie pflegen mit den Großlogen anderer
Länder freundschaftliche Beziehungen. Es werden
gegenseitige "Großvertreter" bestimmt, die ähnlich den
Botschaftern im diplomatischen Dienst anzusehen sind.
064 Wie viele Logen und Freimaurer
gibt es in Deutschland, in Berlin,
in den neuen Bundesländern?
Es gibt in Deutschland etwa 470 Logen mit insgesamt
etwa 14000 Mitgliedern.
In Berlin sind es 42 Logen mit etwa 1500 Brüdern.
In den neuen Bundesländern gibt es 53 Logen mit etwa 1500 Brüdern.
065 Ist die Freimaurerei international
organisiert?
Es gibt keine internationale freimaurerische Oberbehörde.
Jedes Land, hat meist eine souveräne Großloge, die mit den
Großlogen anderer Länder in Kontakt steht. Es besteht ein
gegenseitiges Anerkennungsverhältnis unter den
gleichberechtigten sogenannten regulären Großlogen.
Unter der Führung der Großloge von England
(der ältesten der Welt) halten sich die meisten Großlogen der
Erde an bestimmten Regeln (Basic Principles) und gelten
dann als regulär.
066 Gibt es ein einheitliches Lehrgebäude
der Freimaurerei?
Nein! Im allgemeinen stellt die (meist einzige) Großloge eines Landes die Formulierung ihrer Lehre auf. Trotz mancher
Variationen sind die Lehren in allen Ländern gleich oder
ähnlich. Die Grundlage bildet für alle die Basic Principles
(letzte Fassung 1989) und die Stufenleiter:
Lehrling - Geselle - Meister. Der Meister ist in jedem Fall
vollwertiges Mitglied einer Loge und besitzt das aktive
und passive Wahlrecht.
067 Gibt es einen Propheten, Heiligen,
Guru der Freimaurerei?
Da alle Funktionsträger demokratisch auf eine begrenzte
Amtsdauer gewählt werden, ist in keiner Satzung eine Sonder-stellung eines Bruders vorgesehen. Die Großmeister tragen in
Deutschland sogar einen weißen Lehrlingsschurz, um damit
zu bekunden, daß auch sie, wie jeder andere Freimaurer, ihr
Leben lang ein Lehrling bleiben. Von allen Brüdern wird eine
achtungsvolle Haltung gegenüber allen anderen Brüdern
und dem Allmächtigen Baumeister aller Welten als höchstes
Ordnungsprinzip erwartet.
068 Gibt es Altersgrenzen nach unten
und oben?
Ein Mann soll in den Freimaurerbund eintreten, wenn er eine gewisse Reife besitzt. Deshalb war früher festgelegt (3WK),
daß er 25 Jahre alt sein sollte. Heute kann davon abgewichen
werden; und es wird die Volljährigkeit mit 18 Jahren als
unterste Grenze angesehen. Eine obere Altersgrenze gibt es
nicht. So ist der expressionistische Maler Arthur Degner mit
80 Jahren aufgenommen worden; er war zahlreiche Jahre
noch ein besonders eifriger Bruder.
069 Wie oft treffen sich die Freimaurer?
In einer deutschen Loge treffen sich die Brüder ein oder
zweimal in 2 Wochen an einem bestimmten Tag. Es gibt also
z.B. "Donnerstags-Logen", die sich jeden Donnerstagabend zusammenfinden.
Für sehr Interessierte bestehen darüber hinaus weitere frei-
willige Möglichkeiten durch Besuch von Erkenntnisstufen bzw.
Hochgradsystemen oder durch Wahrnehmung von Funktionen
im Freimaurerbund (Stuhlmeistersitzungen, Ritual-
kommission o.ä.).
Jeder Bruder kann alle Arbeiten und Vorträge jeder anderen
Loge besuchen, die seinem Grad entsprechen. Wenn sich eine
Loge noch im Aufbau befindet, (wie vielfach in den neuen
Bundesländern), können die Zusammenkünfte auch nur
einmal im Monat stattfinden.
Grundsätzlich gilt: Nicht die Häufigkeit der Zusammenkünfte
ist wichtig, sondern die Tiefe des Erlebens und das, was man
von dem Erlebnis als Ansporn mit in den Alltag nimmt.
Außerdem entstehen zwischen einzelnen Brüdern und deren Familien vielfach engere Kontakte, die zu zusätzlichen Freundschaften und Bindungen führen.
070 Welche Priorität setzt der Freimaurer?
Heute ist fast jeder Mensch mit Terminen überlastet. Er muß entscheiden, was für ihn wichtig ist. Er muß Prioritäten setzen
Vom Freimaurer erwartet man etwa folgende Rangfolge der
Prioritäten:
1. Die höchste Priorität hat die Familie, um die unsr Leben und
Handeln kreisen muß.
2. Die zweithöchste Priorität ist der Beruf, die Grundlage der Existenz.
3. Als Drittes sollte die Liebe zur Freimaurerei kommen. Ein Theaterbesuch muß nicht auf den bekannten Logentag gelegt
werden, den Fernsehkrimi kann man aufnehmen.
4. Fast alle Hobbys und Freizeitbeschäftigungen kann man
ebenso an anderen als den Logentagen betreiben.
Die Freimaurerei bleibt aber für viele "die schönste
Nebensache der Welt".
071 Wird ein bestimmter Bildungsgrad
erwartet?
Für den Freimaurer ist die Herzensbildung wichtiger als die Schulbildung. Trotzdem sollte ein grundlegendes Interesse
bestehen, sich mit alltags-übergreifenden Fragestellungen zu
beschäftigen und auseinanderzusetzen sowie Sinn und Ziel des
eigenen Handeln zu beleuchten. Es bedarf in der Freimaurerei
zweier Fähigkeiten: eines gewissen Abstraktionsvermögens
einerseits und eines Einfühlungsvermögens in Symbole und
rituelle Handlungen. Man braucht man eine gleichgestimmte, empfindsame Antenne. Wer dabei nicht auf der gleichen
Wellenlänge schwingt, wird keine Freude an der Freimaurerei
haben.
Hinweis: Ob die Freimaurer eine Elite sind, wird in Frage 023 beantwortet!
072 Besteht die Loge aus Wohlhabenden
oder Geschäftsleuten?
Leider nein, denn sonst würde es mehr Sponsoren für
kulturelle und karitative freimaurerische Vorhaben geben.
Gegenwärtig sind die meisten froh, wenn sie feststellen,
daß sich ihre Beiträge für die Loge "lohnen". Die meisten
Freimaurer stammen heute aus dem "Mittelstand'". Wirklich Wohlhabende bringen im allgemeinen überhaupt keine Zeit
mehr für die Freimaurerei auf, denn sie haben kaum noch ein
Privatleben. Wer von einer Konferenz zur nächsten Be-
sprechung und Verpflichtung eilt, hat keine Zeit mehr,
z.B. über den Sinn des Lebens nachzudenken und mit anderen
darüber zu sprechen. Denn die Zeit im Sinne der Freimaurerei
zu verwenden, würde keinen einzigen Euro bringen, sondern
nur einen inneren Gewinn, den wir anstreben.
073 Gehören auch Arbeiter der Loge an?
Im allgemeinen nicht, denn jeder Freimaurer ist bestrebt, sich
weiter zu bilden, nicht Hilfsarbeiter zu bleiben, sondern
Vorarbeiter, Facharbeiter oder mehr zu werden. Es geht dabei
nicht um das Wissen allein, sondern um das Bestreben, sich
stets zu verbessern, sich mehr Fähigkeiten und Erfahrungen
anzueignen, das menschliche Leben nicht nur so dahin zu
leben, sondern es besser zu gestalten und darüber nachzu-
denken. Die Freimaurerei ist kein abfragbares Wissensgebiet.
Es werden keine Schulnoten verteilt, sondern die Fähigkeit
erwartet, sich im Leben zu bewähren. Jeder "Mensch" ist dabei
willkommen.
074 Kann man die Freimaurerei per Fern-
studium oder im Internet erlernen?
Manche stellen im Internet furchtbar kluge Fragen an den freimaurerischen "Briefkastenonkel", den es natürlich auch
gibt. Manche haben vieles über die Freimaurerei erfragt, ge-
lesen, sich angeeignet. Trotzdem machen sie nicht den
einzigen richtigen Schritt:
sich an eine Loge zu wenden und deren öffentliche Abende zu
besuchen. Denn es ist einfach unmöglich, die Freimaurerei per
Internet oder per Fernstudium zu "erlernen".
Die Freimaurerei braucht den Gesprächspartner, ein Gegen-
über den Bruder, der zuhört, antwortet, verbindet. Internet ist
völlig unverbindlich, ein Fernkontakt ohne richtigen Partner.
In der Freimaurerei braucht man aber den Menschen, den man
fragen, lieben oder auch hassen kann.
Dies kann niemals durch das Internet erreicht werden.
075 Wie hoch sind die finanziellen
Belastungen?
Jeder Verein braucht zur Aufrechterhaltung seiner Verwaltung
Geld. Auch die Freimaurerei muß, beispielsweise ein Logen-
haus erhalten und die Betriebskosten und Reparaturen dafür
aufbringen. Daneben wird ein Betrag für die Caritas gefordert.
Der Schatzmeister jeder Loge muß die Einnahmen und
Ausgaben in eine ausgeglichene Relation bringen. Die Logen-
versammlung bestimmt nach Aussprache den Beitrag.
Konkret kann man im Monat mit 30 bis 50 Euro rechnen.
076 Werde ich durch Beitrittserklärung
und Zahlung des ersten Beitrags
ein Freimaurer?
In den Freimaurerbund kann man nicht wie z.B. in einem Sportverein lediglich durch den Vollzug einer Unterschrift
eintreten. Es ist ein etwas längeres Verfahren, bei dem der
Interessierte und die Brüder der Loge sich gegenseitig kennen-
lernen sollen. Im allgemeinen vergehen einige Monate
(evtl. Jahre) vom ersten Kontakt bis zum Aufnahmeantrag.
In dieser Zeit findet sich auch ein Bürge (Proponent) aus der
Loge für ihn, der ihm die ersten Schritte erleichtern soll.
Die Brüder stimmen in geheimer Wahl über die Zulassung
eines Suchenden zur Aufnahme in den Bund ab. Dabei werden
schwarze und weiße Kugeln verwendet (Kugelung, Ballotage).
Ergibt die Auszählung nur weiße Kugeln, ist das Ergebnis
"hell leuchtend" und die Aufnahme beschlossen. Über andere
Ergebnisse bestimmt die Satzung. Die Aufnahme, auch
Lichterteilung genannt, ist eine Einweihung (Initiation) nach
einem eindrucksvollen Ritual, an dem die ganze Loge beteiligt
ist. Die Initiation bringt den Aufzunehmenden zu einem
inneren Erlebnis, das für ihn der Beginn eines neuen
Lebensabschnittes sein kann. Heute kennt man eine Initiation
in westlichen Kulturkreisen (abgesehen von der Priesterwelhe)
nur noch im Freimaurerbund.
077 Habe ich geschäftliche Vorteile
durch die Loge?
Nein, denn wer beim Eintritt in die Loge an merkantile
Vorteile gedacht hat, wird schwer enttäuscht werden.
078 Wer ist ein Geschäftsmaurer?
Derjenige, der zwar bei seinem Aufnahmeantrag unterzeichnet
hat, daß er keine finanziellen Vorteile erwartet, aber trotzdem
ausprobiert, ob er anderen Brüdern z.B. eine Versicherung
aufschwatzen kann, wird als Geschäftsmaurer bezeichnet. Er
ist natürlich keiner, wenn ein Bruder seinen fachmännischen
Rat erbittet. Bei einem öffentlichen Abend in Luckau sagte ei
Versicherungsvertreter: Wenn ich von Ihren hehren Zielen höre
die ich befolgen soll, muß ich meinen Beruf wechseln. Es
wurde ihm folgende Antwort gegeben: Wenn Sie bisher jede
Ihrer Kunden beschissen haben und es in Zukunft nur bei
jedem zweiten tun, hat die Freimaurerei bereits erste Wirkung
gezeigt.
079 Sind Logen wohlhabend?
Nein. Zwar haben einige Logen eigene, alte Logenhäuser, die
aber für heutige Verhältnisse meist zu umfangreich
dimensioniert sind, oft große Säle enthalten und deshalb
schwer für andere Zwecke zu vermieten sind. Im allgemeine
sind Logenhäuser eher eine Belastung. Sicher gibt es nur
wenige Logen, die ein nennenswertes Kapital haben, denn Ziel
ist nicht die Ansammlung eines Vermögens, sondern karitative
Hilfe, wenn Geld vorhanden ist.
080 Welches ist der Unterschied zu Lions,
Rotariern und
anderen Service-Clubs?
Die Service-Clubs, zu denen der Rotary-Club, der Lions-Club,
Round Table u.a. gehören, pflegen überwiegend integere
Geschäftsbeziehungen unter Entscheidungsträgern
(begrenzte Mitgliederzahl pro Beruf), Freundschaft,
Geselligkeit und Wohltätigkeit. Durch gemeinsames Essen
und Vorträge bemüht man sich, geistige Anregung im Sinn von
Toleranz und Völkerverständigung zu geben. Eine Lehre,
ein Ritual oder eine Initiation gibt es nicht. Nur die
Wohltätigkeit haben diese Clubs mit der Freimaurerei
gemeinsam. Es bestehen keine Beschränkungen für
Freimaurer, in einem Service-Club zu sein.
081 Gibt es Verbindungen zwischen der
Freimaurerei und Illuminaten,
Rosenkreuzern, Mormonen,
Scientology?
· Mormonen, Scientology o.ä. Gruppierungen sind Kirchen
oder religiöse Sekten. Da die Freimaurerei weder Kirche,
noch Religionsgemeinschaft, noch Sekte ist, hat sie mit
diesen Gemeinschaften nichts zu tun (siehe Frage 032 / 033).
· Der Illuminaten-Orden wurde 1776 von Adam Weishaupt
gegründet und wollte eine geheime Weisheitsschule sein,
dessen Struktur sich an den Jesuitenorden anlehnte. Er
erlosch bereits 1785. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er in
Zürich als O.T.O. (Ordo Templi Orientis) wiederbegründet
und behauptet, Weisheit und Wissen vieler esoterischer
Organisationen zu besitzen. Er hat auch den Ausdruck Loge
angenommen. Da die Freimaurerei keine geheimen und
mystischen Geheimnisse hat, besteht keinerlei Verbindung
zu den Illuminaten.
· 1616 erschien die Schrift "Chymische Hochzeit des Christiani
Rosenkreuz anno 1459" Ob dem Namen Christian Rosenkreutz
eine historische Persönlichkeit zugrunde liegt, ist umstritten.
Diese und weitere Schriften enthalten neoplatonische,
gnostische, kabbalistische und mystische Elemente. Die
geistige Alchimie mit der Suche nach dem Stein der Weisen
sollte Bewußtseinsveränderungen im Geist der Adepten
bewirken. Obwohl man 1787 die Ordenstätigkeit einstellte,
wurde mehrfach eine Neubelebung versucht, zuletzt 1915.
Dieser Alte Mystische Orden Rosae Crucis ( A.M.O.R.C.) und
weitere Zweige nach dem zweiten Weltkrieg versuchen,
in strengen Regeln die Suche nach dem Stein der Weisen
fortzuführen. Da diese rein esoterischen Elemente nicht dem
Geist der Freimaurerei entsprechen, bestehen nicht die
geringsten Beziehungen zwischen Freimaurerei und
Rosenkreuzern.
082 Wie ist eine Loge aufgebaut?
Die Logenleitung (juristisch = Vereinsleitung) besteht aus
dem Meister vom Stuhl (Stuhlmeister, Vorsitzender Meister)
und den beiden "Aufsehern", die je nach Großloge auf ein, zwei
oder drei Jahre gewählt werden. Dies sind die
"hammerführenden Beamten".
Der "Ordner"(Zeremonienmeister) ist nach Anweisung des
Meisters vom Stuhl für den äußeren Ablauf des Rituals bei
einer Tempelarbeit verantwortlich.
Der "Redner" ist wesentlich für die geistige Ausrichtung der
Loge zuständig, hält entweder selbst einen Kurzvortrag
(15 - 20 Minuten) oder beauftragt einen anderen Bruder damit.
Der "Schriftführer" (Sekretär) ist für den Schriftwechsel der
Loge verantwortlich und führt das Protokoll. Weitere Beamte
sichern den reibungslosen Ablauf des Logenlebens, z.B.
"Zugeordneter Meister vom Stuhl" (Stellvertreter),
"Schatzmeister", "Armenpfleger" usw. Alle "Amtsträger"
(Beamten) werden durch Wahl bestimmt, wobei die
Fähigkeiten und Wünsche der zu wählenden Brüder
beachtet werden.
083 Warum gibt es bestimmte Stufen
in der Freimaurerei?
Da das freimaurerische Gedankengut nicht in festen und dog-
matischen Lehrsätzen aufgebaut ist (denn es stellt eine Lebens-
haltung dar), wird Zeit und Gelegenheit benötigt, um es sich
anzueignen. Deshalb wächst der Freimaurer langsam in das Brauchtum hinein. Um diese stufenförmig aufbauende
Erkenntnis zu dokumentieren, ist der neu Aufgenommene
erst Lehrling, wird nach etwa einem Jahr Geselle und nach
meist weiteren zwei Jahren Meister. In jeder dieser Stufen
wird ein bestimmtes Gebiet menschlichen Wirkens bearbeitet.
Dabei gibt es im brüderlichen Umgang keine Gradabstufung
Alle Brüder sind gleich, nur die Kenntnisse und Erfahrungen
sind unterschiedlich. Der Ursprung entstammt dem Handwerkerbrauch, besonders dem der Steinmetzen, in dem
bis heute die Dreistufigkeit Lehrling - Geselle - Meister
im beruflichen Werdegang vorgesehen ist.
084 Muß der Freimaurer seinem Meister
vom Stuhl gehorchen?
Unter den "Beamten" der Loge gibt es keine Hierarchie, denn
der Meister vom Stuhl ist der Erste unter Gleichen
(primus inter pares). Natürlich übernimmt er für die
Tempelarbeit die alleinige Führung. Was er im Tempel in Übereinstimmung mit dem Ritual sagt, sollte geschehen, denn
auch er ist an den Ablauf und Wortlaut des Rituals gebunden.
Insofern muß jeder dem Meister gehorchen. Er bestimmt auch
im Rahmen seiner Kompetenzen das Geschehen in der Loge
außerhalb der Tempelarbeit. Allerdings muß er sich je nach der
Inhaltsschwere der Entscheidung abstimmen: mit der Logen-
führung (also mit den beiden Aufsehern), mit dem Beamtenrat
(alle gewählten Beamten) oder bei der Logenversammlung mit
allen Brüdern der Loge. Wirklich wichtige Entscheidungen
(z.B. über eine Logenreise, die Änderung des Beitrages u.ä.)
können nur durch Abstimmung in dieser Versammlung
geschehen. Die Abstimmung geschieht in demokratischer
Weise. Die Möglichkeiten der "Macht" des Meisters vom Stuhl
sind also stark eingeschränkt.
085 Warum können in unseren Logen
keine Frauen aufgenommen werden?
Zuerst ist dies historisch bedingt, da seit der ersten Satzung
von 1723 nur Männer einer regulären Freimaurer-Loge
beitreten können. Und dieses damals selbstverständliche
Brauchtum wurde bis heute beibehalten. Außerdem ist jede
Loge ein demokratischer Verein, der durch Mehrheit etwas
anderes bestimmen kann. Alle diesbezüglichen Abstimmungen
haben ergeben, daß in den Männerlogen keine Frauen als
Mitglieder gewünscht werden.
Weiterhin haben sich unsere Gremien (also unsere Großlogen
und die Vereinigten Großlogen von Deutschland als höchste
deutsche Repräsentanz) dazu bekannt, daß wir bestimmte
Regeln einhalten, um "regulär" zu bleiben und mit allen
anderen regulären Logen auf der Erde Kontakt haben zu
können.
Diese Regeln, die Basic Principles", sind von 80 bis 90% aller Großlogen akzeptiert worden. Diese und andere Gründe haben
dazu geführt, daß keine Frauen aufgenommen werden.
Selbstverständlich haben sich auch Frauen das freimaurerische
Gedankengut erschlossen und können rituell arbeiten. Deshalb
hat sich nach 1945 in unserem Land die "Frauen-Großloge
von Deutschland" (FGLD) gebildet, die sich guten Zuspruchs
erfreut und zur Zeit über 15 Logen und 2 Arbeitskreise verfügt.
(Adresse: 10719 Berlin, Emser Str. 12-13.
Im Internet: http://www.freimaurerinnen.de) Diese Logen
werden im Sinn der männlichen Freimaurerei
"nicht anerkannt", andererseits aber akzeptiert.
Darüber hinaus gibt es noch ganz wenige "gemischte Logen",
die sowohl Männer wie auch Frauen aufnehmen. Auch diese
werden nicht anerkannt. Die brüderliche/ schwesterliche
Vertrautheit kann bei dem emotionalen Erlebnis der Tempel-
arbeit wie auch in internen Gesprächen gestört werden, wenn
Männer und Frauen diese in gemischten Logen gemeinsam
erleben.
086 Kann ich aus dem Freimaurerbund
austreten?
Wie man bei einer Eheschließung auch nicht die Absicht hegt,
sich scheiden zu lassen, tritt man in den Freimaurerbund ein,
um ihm lebenslang anzugehören. Das ist der Normalfall.
Es kann aber Gründe geben, die ein Fortbestehen der Mitglied-
schaft nicht zulassen. Dann ist es selbstverständlich und ohne
Behinderung möglich, auch aus dem Freimaurerbund auszu-
treten. Sollten jedoch Umstände eintreten, die die Mitglied-
schaft nur in einer bestimmten Loge unmöglich machen
(z.B. durch Wohnortwechsel), dann sollte der betroffene
Bruder versuchen, sich einer anderen Loge anzuschließen.
Die Brüder unterstützen ihn dabei.
087 Wie ist die Freimaurerei entstanden?
Die Bauhüttengemeinschaften der operativen Werkmaurer
und Steinmetzen in England (Dombauhütten) nahmen um
1650 vermehrt auch Geistliche, Adelige, Gelehrte, Handwerker
und andere Bürger als Mitglieder auf. Nachdem in 4 Londoner
Bauhütten (Lodges, Logen) ausschließlich symbolisch, geistig,
philosophisch, spekulativ arbeitende Maurer waren, schlossen
sie sich am 24. Juni 1717 (Johannistag) zur ersten Großloge von
England zusammen. Dies war der Ausgangspunkt der
modernen Freimaurerei. Die Ideen der Aufklärung
unterstützten die rasche Verbreitung der Logen.
1723 wurden die "Alten Pflichten" veröffentlicht,die erste
Satzung der Freimaurerei. Das freimaurerische Gedankengut verbreitet sich rasch in den von England abhängigen Ländern
und in Europa.
088 Seit wann gibt es die Freimaurerei
in Deutschland?
Die erste Loge in Deutschland entstand 1737 als
"Loge d'Hambourg" (später und bis heute
"Absalom zu den drei Nesseln"). Von einer Abordnung dieser
Loge wurde der Kronprinz von Preußen 1738 aufgenommen,
der als König Friedrich II. die Verbreitung der Freimaurerei in
Preußen unterstützte und 1740 die Gründung der Berliner Loge
"Aux trois Globes," anregte, der späteren Großen National-
Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln". Durch die königliche
Schirmherrschaft breitete sich der Bund in Preußen schnell
aus. Von Frankreich kam über den sächsisch polnischen
Marschall Rutowski die Freimaurerei nach
Sachsen und Böhmen. (1738 Logengründung in Dresden.)
1741 entstanden Logen in Bayreuth, Leipzig, Meiningen,
Breslau, Frankfurt/Oder, Frankfurt/Main.
089 Warum war die Freimaurerei im
Kommunismus, Faschismus,
Stalinismus, DDR-Sozialismus
verboten?
Die freimaurerische Gedankenwelt ist jeder Diktatur diametral
entgegengesetzt und kann deshalb in allen totalitären
Systemen nicht geduldet werden. Das gleiche gilt auch für alle
fundamentalistisch-religiös regierten Staaten.
In Deutschland wurden unter dem Nationalsozialismus die
Logenhäuser geschlossen und beschlagnahmt, die Freimaurer
diskriminiert, verfolgt und ab 1935 verboten. Die Verfolgung
durch Diktaturen hat folgende Gründe:
1. Diktaturen sind streng nationalistisch. Die Freimaurerei
unterstützt zwar die Bindung an das Vaterland, ist aber vom
Grundsatz her international und weltoffen.
Als ideales Leitbild schwebt ihr die Weltbruderkette vor.
2. Die Freimaurerei achtet die Würde aller Menschen gleich,
unabhängig von Hautfarbe, Rasse, Religion, Nationalität,
Herkommen, Abstammung.
3. Diktaturen fordern ein Denken nur in der parteidog-
matischen Richtung. Die Freimaurerei fördert das
nachdenken, das Bilden einer individuellen Meinung und
will den Menschen zur geistigen Freiheit führen.
4. Die Freimaurerei ebnet den Menschen einen Weg zur
eigenständigen Persönlichkeit.
Diktaturen brauchen bedingungslos gleichgeschaltete
Gefolgsleute.
5. Die Diktatoren huldigen dem Prinzip: die Partei hat immer
recht. Die Freimaurerei ist auf rein demokratischer
Grundlage aufgebaut.
6. Die Freimaurerei betreibt keinen Persönlichkeitskult.
Diktaturen verherrlichen einen Führer.
7. Die Diktatoren haben Humanität und Toleranz als
Gefühlsduselei verächtlich gemacht, während die
Freimaurer nie ganze Völker als Untermenschen oder
Personengruppen als "unwertes Leben" bezeichnen würden.
090 Warum waren die Freimaurer
früher in manchen Staaten verboten?
In früheren Zeiten waren Freimaurer zeitweise in streng katholischen Ländern (Italien,Österreich, Spanien, Portugal) verboten.
1815 werden 5 Freimaurer in Granada erhängt
1819 werden in Madrid 2 Freimaurer hingerichtet;
1829 wird in Barcelona ein Meister vom Stuhl hingerichtet.
Aber auch in Ländern mit absolutistischen, despotischen und
diktatorischen Herrschern war zeitweise die Freimaurerei
verboten. (Siehe Antwort Frage 089).
091 Waren nur früher große Männer
Freimaurer?
Natürlich werden Goethe, Mozart, Friedrich der Große oder Stresemann, Walt Disney, Tucholsky gern als Muster
Freimaurer herausgestellt. Es gibt aber durchaus auch spätere
Freimaurer wie Thomas Dehler (Bundesjustizminister)
Wilhelm Leuschner (Gewerkschaftler), Axel Caesar Springer (Zeitungsverleger), Karl-Heinz Böhm (Schauspieler),
Charlie Chaplin (Schauspieler), Clark Gable (Schauspieler),
Otmar Alt (Maler) usw.usw.
092 Woran kann man Freimaurer
erkennen?
· Die freimaurerischen Grundsätze fordern, daß Freimaurer
eine nach allen Richtungen offene Denkweise haben, die über
die Grenzsteine der Nationalität hinwegschreitet und den
verschiedenen Ausprägungen des Glaubens
keine Schranken setzt.
· Freimaurer bemühen sich, ehrlich, aufrichtig, menschen-
freundlich zu sein. Sie streben nach einem natürlichen,recht-
schaffenen Lebenswandel.
· Gegenüber den Menschen, mit denen sie zusammenkommen
sind sie verläßlich und wahrhaftig.
· Bei aller Lebensfreude und Hoffnung, die sie verbreiten
wollen, sind sie geprägt von ernsthafter Suche nach
Selbsterkenntnis.
· Unabhängig von den Beeinflussungen der Medien, der
Parteien und dem Zeitgeschmack, bilden sie sich selbst ihre
Meinung. Sie vertreten ihre Überzeugung und folgen in
Zweifelsfällen ihrem Gewissen.
· Freimaurer übernehmen auch im täglichen Leben
viel Verantwortung.
· Freimaurer wollen durch ihr Handeln versuchen, ihr
persönliches Umfeld und (soweit es ihnen möglich ist) die
ganze Welt menschlicher zu gestalten, die sozialen Mängel
durch eigenes Engagement zu mildern und für die
Menschen würde überall dort einzutreten,
wo sie mißachtet wird.
093 Ist die Freimaurerei
für jüngere Menschen interessant?
Die Freimaurerei sollte gerade für jüngere Menschen
besonders anziehend sein, weil diese (genau wie die Frei-
maurer) nach Lösungen für die Probleme des Lebens suchen,
· um machthungrige Manager zu stoppen,
· um korrupte Politiker nicht wieder zu wählen und durch
aufrichtige Menschen zu ersetzen,
· um die Lebensprobleme nicht nur oberflächlich zu streifen,
sondern in die Tiefe der Fragen zu gehen.
· um eine positive Zukunftsvision zu entwickeln.
· weil sie daran glauben, daß die Welt mehr ist als die Summe
von Sportlichen Siegen.
· weil das Gefühl für Zeitlosigkeit eine Alternative zur Hektik
des Alltags sein kann.
· weil Hoffnung, Mut und Furchtlosigkeit gute
Voraussetzungen für die Zukunft sind.
094 An welchen Projekten
arbeiten die Freimaurer?
Da der Freimaurer häufig von der Arbeit spricht, ist die Frage
verständlich, an welchen Projekten er denn eigentlich arbeitet.
Die alles umfassende Antwort lautet:
Er arbeitet "am rauhen Stein". Oder besser:
an "seinem"' rauhen Stein. Das bedeutet, daß er sich ständig
bemüht, seine eigene Persönlichkeit weiter zu entwickeln.
Wer sich ehrlich analysiert, wird immer wieder Schwächen
bei sich entdecken, die er ablegen kann. Oder er bemerkt
Lücken, die er noch ausfüllen muß. Wenn jemand feststellt,
er ist bereits ein idealer Mensch, braucht er die Freimaurerei
nicht - und wir lassen ihn bei dieser anmaßenden Einbildung.
Wer selbst schon gefestigt genug ist, kann den nächsten Schritt
wagen: Einiges von dem, was er begriffen hat, an andere weiter
zu geben. Denn das Leben besteht aus Nehmen und Geben.
In der ersten Periode seines Maurerdaseins hat er vor allem (auf)genommen. Es sollte aber einmal die Zeit kommen, wo er
selbst anderen etwas geben kann. Daß darüber hinaus weitere
kleine Projekte auftauchen, lehrt uns das Leben. So sei nur
erwähnt, daß der "Armenpfleger" die Auswahl geeigneter
karitativer Projekte treffen muß, die er der Loge zur
Durchführung vorschlagen soll. Bei der Ausführung helfen oft
auch weitere Brüder mit, die das Projekt begleiten. So etwas ist
ebenfalls wieder die "Arbeit am rauhen Stein".
095 Werden Frau und Familie
von der Loge nicht berührt?
Um jede Spannung zu vermeiden, erfolgt die Aufnahme eines Bruders niemals ohne die Zustimmung seiner Lebenspartnerin
Die Lebensgefährtin des Bruders, Schwester genannt, wird
schon bei der Aufnahme des neuen Bruders geehrt. Für sie
werden bereits bei der Initiation ein Paar weiße Handschuhe
übergeben, die sie bei feierlichen Veranstaltungen tragen soll.
Bei jeder Tafelloge wird ein Trinkspruch auf die Schwestern ausgebracht. Sie sind natürlich bei Feierlichkeiten dabei.
Die Schwestern sind zu allen öffentlichen Vorträgen eingeladen
die in der Loge gehalten werden.
Oft bilden sich in den Logen Frauenzirkel, bei denen sich interessierte Schwestern zu Vorträgen oder nur zum Gedanken
austausch treffen. Daß sich darüber hinaus viele private
Kontakte aufschließen, sei nur nebenbei erwähnt. Auch die
Familien lernen sich näher kennen.
096 Ist die Freimaurerei
eine Volkshochschule?
Bei den zahlreichen Vorträgen, die in der Loge gehalten werden
drängt sich die Frage auf, ob damit etwa der Volkshochschule
Konkurrenz gemacht werden soll. Das ist aber keineswegs
beabsichtigt. Eine Loge hat kein fest thematisiertes Vortragsprogramm, sondern versucht, aus den ver-
schiedensten Gebieten etwas anzubieten, wobei eindeutig die freimaurerischen Bezüge den Vorrang haben. Dabei müssen
natürlich die entsprechenden Vortragenden zur Verfügung
stehen. Zunächst aktiviert man dabei die Logenbrüder.
Dadurch ergibt sich schon eine Vielfalt von Themen. Aber es
werden selbstverständlich auch Vortragende eingeladen, die
aus vielen Bereichen kommen können. Auch persönliche
Kontakte bergen weitere Möglichkeiten. Und die musikalischen
Qualitäten der Brüder haben schon manchen Musikabend
zustand gebracht. Die Vielfältigkeit der Themen ist das
Wesentliche daran. Denn wir streben über alle aktuellen
Themen einen breiten Informationsstand an, der Grundlage
unserer Meinungsbildung werden soll. Dies kann man auch als
geistiges Forum verstehen. Die Loge setzt sich mit den Fragen
unserer Zeit auseinander, und stellt sich damit als geistige und
ethische Plattform dar.
097 Wie steht die Freimaurerei
zur Homosexualität?
Die Freimaurerei fragt ihre Interessenten nicht nach ihrer
parteipolitischen Gesinnung, auch nicht nach der Kirchen-
zugehörigkeit, aber ebensowenig nach ihren sexuellen Anlagen
und Vorlieben. Dies alles gehört in die private Intimsphäre des
einzelnen. Dies sind persönliche Einstellungen, die für die Aufnahme in den Bund keine Diskussionspunkte sind.
Mit der wachsenden rechtlichen Akzeptanz gleich-
geschlechtlicher Partnerschaften beginnt erst die Diskussion,
die Homosexuellen in ein Wertesystem einzuordnen.
Die Brüder können in der Homosexualität eine besonder
Ausprägung der Persönlichkeit sehen, die sie nicht daran
hindert, diesen Brüdern die gleiche Achtung und brüderliche
Zuneigung entgegenzubringen wie allen anderen auch.
Sowenig es aber einem Bruder gestattet ist, in der Loge für
eine Partei oder Kirche zu werben, so wenig würde es die
Bruderschaft tolerieren, wenn sexuelle Vorlieben eines Bruders
in die Loge getragen würden. Wir sollten bekanntgewordene
Tatsachen zur Kenntnis nehmen und uns dann unseren
eigentlichen freimaurerischen Aufgaben zuwenden.
098 Kann ich meine
Persönlichkeitsentwicklung
ohne Freimaurerei erreichen?
Die Freimaurerei ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit,
die eigene Persönlichkeit besser auszubilden. Es gibt
zahlreiche andere Methoden und Möglichkeiten. Aber wer
kommt überhaupt auf den Gedanken, daß man die eigene
Persönlichkeit noch vervollkommnen kann?
Die Freimaurerei ist eine der wenigen Institutionen, die einen Menschen nicht schon für vollkommen hält, sondern sagt:
Die Persönlichkeit kann stets verbessert, das Leben besser
und intensiver gestaltet, die Einsicht in den Sinn unseres
Daseins überhaupt erst eröffnet werden.
Die Freimaurerei behauptet nicht, den "Stein der Weisen"
oder das "Lebenselixier" gefunden zu haben, das die
Umwandlung zu einem idealen Menschen bewirkt.
Sie hat lediglich eine bestimmte Methode (siehe 043), die sie
ihren Brüdern zu vermitteln sucht. Hier geht es auch nicht um
eine plötzliche Wandlung, sondern um ein allmähliches Herantasten. Das ideale Ziel ist:
der ausgeglichene, heitere, freundliche, tolerante, hilfsbereite,
verständnisvolle, gütige, geduldige, beständige, geradlinige, zuverlässige, vertrauensvolle, liebende, harmonische Mensch.
Dieses Anliegen wird stets im Auge behalten, aber niemals
ganz erreicht. Sich auf diesen Weg zu begeben, ist ein schweres
Unterfangen. Der nicht leicht zu überwindende Widerspruch
zwischen Wollen und Tun führt zu Enttäuschungen, die jedoch
im brüderlichen Miteinander ausgeräumt werden können. Der
Freimaurer ist niemals allein. Er hat immer eine Gruppe, die
zu ihm hält und ihn auf dem Weg der Persönlichkeits-
entwicklung weiterzubringen versucht.
Ob das auch andere Institutionen ebensogut wie eine Loge verstehen?
099 Ziele der Freimaurerei
im 21. Jahrhundert?
Wohl bewußt, daß die Freimaurerei kein festgelegtes
"Programm" hat und daß ein einzelner Bruder nicht für die
Freimaurerei sprechen kann, möchte ich aus meiner
persönlichen Sicht doch ein paar Ziele aufzeigen. Unsere Gesellschaft braucht besonders Freimaurer, um solche
Ziele durchzusetzen.
1. Der Freimaurerbund erstrebt Geistesfreiheit, Glaubens-
freiheit und Gewissensfreiheit.
Er verwirft jeden Zwang, der diese Freiheiten bedroht. Die
Freimaurer achten jedes aufrichtige Bekenntnis und jede
ehrliche Überzeugung und verwerfen jede Verfolgung
Andersdenkender.
2. Politiker heißen im allgemeinen vor allem das gut, was in
ihre Parteilinie paßt. Es geht oft nicht darum, was sinnvoll
und nötig wäre. Wenn der politische Gegner einen Vorschlag
macht, wird er oft nur aus Opposition abgelehnt. Gerade im
öffentlichen Leben fordern die Freimaurer Ehrlichkeit der
Überzeugung.
3. Die Freimaurer setzen sich dafür ein, daß die Würde jedes
Menschen erhalten bleibt. Und selbst den Gefangenen in
irgendeinem abgelegenen Teil unserer Erde darf die
Menschenwürde nicht genommen werden. Daß sich hieran
ganze Machtblöcke nicht halten, darf uns nicht hindern, auf
Mißstände hinzuweisen.
4. Die Freimaurer würden es begrüßen, wenn Freundschaft
und Bruderliebe, wie sie in jeder Loge vorherrschen sollen,
sich weit darüber hinaus ausbreiten. Nicht nur im
brüderlichen Kreis sollten wir zu einer Weltbruderkette
kommen, sondern jeder Maurer sollte im familiären,
beruflichen und freizeitlichen Bereich die Brüderlichkeit
durch sein Vorbild praktizieren.
5. Die Freimaurer sehen in der gegenwärtigen Zeit oftmals
eine Überbetonung der intellektuellen Verhaltensweisen.
Viele Probleme will man nur verstandesmäßig lösen.
Meist ist aber der ganze Mensch gefragt, zu dem unabding-
bar auch Herz und Gemüt gehören. Diese Innenwelt ist bei
manchen schon in den Hintergrund gedrängt, wird aber
durch die freimaurerische Tempelarbeit aufgeschlossen.
6. Jeder Freimaurer-Bruder sollte sich aktiv am beruflichen,
gesellschaftlichen und öffentlichen Leben beteiligen, um in
seinem gesamten Umfeld das freimaurerische Gedankengut
in das lebendige Leben umsetzen zu helfen.
7. Die Freimaurerei versucht mitzuhelfen, daß jeder Bruder ein
ausgeglichener Mensch und die Welt ein wenig
menschlicher wird.
100 Hat die Freimaurerei Zukunft?
Nein !
· wenn es nicht gelingt zu verdeutlichen, daß jede Zukunfts-
gestaltung mit einem Blick in die Vergangenheit beginnen
muß. Wer seine Vergangenheit leugnet, vernichtet seine
zukünftige Existenz.
· wenn der Umgang mit Ritualen nur als "billiges Schauspiel"
verstanden wird und die Symbole nur als flache Fernsehspots
gesehen werden.
· wenn die innere Ruhe der Tempelarbeit (man könnte sie
vielleicht als Meditieren bezeichnen) nicht mehr als
Kraftquelle für die nächste Zeit dient.
· wenn der Anschluß der jüngeren Generation an die ältere
nicht mehr gelingt. Haben sich Jung und Alt wirklich
nichts mehr zu sagen?
Vielleicht !
· wenn die Begeisterung der Brüder nicht als Missionieren
fehl interpretiert wird.
· wenn die Ziele der Freimaurerei als zeitlos und als ethisch
erforderliches Grundgerüst jeder Gesellschaft verstanden
werden.
· wenn die Geheimnisse der Freimaurerei eher, als
individueller Rückzugsraum genutzt werden und darin nicht
eine Bedrohung der Gesellschaft gesehen wird.
Ja !
· wenn wir Menschen finden, die ihr persönliches Umfeld aktiv
menschlicher gestalten wollen und dafür als ersten Schritt
akzeptieren, deswegen zuerst an sich selbst zu arbeiten.
· wenn wir Menschen finden, die ihre Toleranz kritisch
hinterfragen, die aber trotzdem bereit sind, sie immer
wieder anzuwenden.
· wenn wir Menschen finden, die noch selbst denken wollen,
die andere Menschen trotz
ihrer Fehler lieben, die trotz widriger Umstände aktiv
zugunsten der Gemeinschaft handeln.
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